Linguistic Landscapes – Die Sprachlandschaft einer Straße

D.F. Puzinkevica/ Uncategorized

(Google Maps)

Was können uns die Schilder über das Leben in einer Straße/einem Bezirk erzählen? Was treibt die Besitzer von Geschäften und Einrichtungen bei der Schilderauswahl an? Warum kommen manche Schilder auf Deutch und die anderen auf Russsich oder Vietnamesisch?

Berlin ist eine multinationale Stadt. Eine typische Straße inmitten Berlins sieht meistens ungefähr folgend aus: Deutsche Apotheke, Supermarkt (auch deutsch), türkischer Spätkauf, asiatische Küche, arabische Shisha-Bar, russischer Markt – alle nachbarschaftlich eingeordnet. Ein aufmerksamer Stadtbesucher wird jedoch feststellen, nicht alle Straßen Berlins gleichen sich einander. Irgendwo prävalieren Schilder auf einer Sprache, irgendwo auf einer anderen. Am Beispiel einer der Straßen Berlins habe ich Charakteristiken und Eigenschaften, die sich bei detaillierter Untersuchung der Schilder – einer der am weitesten verbreiteten Zeichentypen, entdecken lassen, analysiert.

Kaiser-Friedrich-Straße ist eine der längeren Straßen des historischen Bezirks Charlottenburg und eins der anschaulichsten Beispielen der Vielfalt Berlins. Hier treffen sich verschiedene Kulturen alltäglich und werden von freundlichen Schildern ihrer Landsleute willkommen begrüßt. In der Analyse habe ich die meist vorkommenden Sprachen identifiziert und diese im Kontext der Geschichte und sozialen Komplexität erläutert.

(Google Maps)
(Fotocollage 1, Google Maps)
(Fotocollage 2, Google Maps)
(Fotocollage 3, Google Maps)

Bei den Fotocollagen von den Schildern spiegelt sich die Sprachpolitik Berlins wider: Trotz der Vielfalt der Sprachen in den Geschäftsnamen stehen die Erklärungen der Geschäftsart auf Deutsch geschrieben bzw. ins Deutsche übersetzt. Es lässt sich Dominanz der Einsprachigkeitsideologie feststellen, denn am meisten kommt die deutsche Sprache vor. Man könne auch anhand der Schilder rauslesen, welche bestimmte Gruppen der Bevölkerung stärker integriert sind, z. B. an der Schriftgröße der geschriebenen Geschäftsnamen orientiert: Wo der Name auf Deutsch geschrieben wird, orientiert sich der Händler erstens an den deutschsprachigen Kunden (auch mit Migrationshintergrund), also an die Werte der Mehrheitsgesellschaft – dabei steht der Name auf der ländlichen Sprache des Händlers kleiner geschrieben, als Zeichen der Identität seines Geschäfts. Entsprechend steht das Deutsche kleiner geschrieben, ist die Orientierung an die Kundschaft mit Sprachwissen der jeweiligen Sprache ausgerichtet.

Die Schilder verraten auch über die verschiedenen Nationalitäten in dem Stadtteil. Der Name des Restaurants «Ziko» verrät uns z. B. über dessen Besitzer namens Zika (Žika) Milosavljevic jugoslawischer Herkunft, nach seinem Namen benannt, oder «Gelateria Italia» über das italienische Bewohnerteil, «Россия» (Rossija) und «Живая рыба» (Živaja riba) über das russische und «Minh-Tang » über das vietnamesische.

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